Auf dem Foto steht untereinander "Student*innen", "Student:innen", "Student_innen" und "Studierende".

Eine Frage des Respekts

Gendern und Political Correctness

/ / Foto: max neo

Achtung, Achtung, hier spricht die Sprachpolizei! Der Gedanke kommt vielen, wenn von Political Correctness die Rede ist. Themen wie Gendern und diskriminierungsfreie Sprache werden kontrovers diskutiert.

„Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst!“ Das ist die Goldene Regel aus der Ethik. Die lässt sich auch auf unsere Sprache anwenden. Spreche über andere nur so, wie du willst, dass sie auch über dich sprechen – das ist im Prinzip der Kern von Political Correctness. Wie der Duden Political Correctness definiert, lest ihr hier.

Respekt beginnt bei der Wortwahl

Wenn wir andere Personen respektieren, dann sollte sich das auch in unserer Sprache bemerkbar machen. Verniedlichende Ausdrücke wie „Fräulein“ oder stereotype Bezeichnungen wie „Zigeuner“ haben nur wenig mit Respekt zu tun. Selbst wenn wir sie nicht böse meinen, sind diese Ausdrücke negativ belastet. Sie vermitteln ein stark veraltetes Weltbild – und das wird unser Gegenüber dann automatisch mit uns verbinden.

Auch auf Verallgemeinerungen sollten wir möglichst verzichten. Denn „die Frauen“ oder „die Ausländer“ gibt es nicht! Nur weil Menschen gemeinsame Merkmale aufweisen, sind sie noch lange nicht alle gleich. Deswegen tragen Aussagen wie „Schwaben sind generell geizig“ auch nicht gerade zu einer toleranteren Gesellschaft bei.

Wie geht Gendern?

Seit Ende 2018 gibt es in Deutschland offiziell drei Geschlechter. Personen können seitdem zwischen männlich, weiblich und divers wählen. Außen vor bleiben weiterhin Menschen, die sich keinem Geschlecht zuordnen wollen, wie etwa nicht-binäre Menschen. Eins steht fest: Formulierungen wie „Meine Damen und Herren…“ sind längst nicht mehr zeitgemäß, weil sie einfach zu viele Personen ausschließen. Wie aber können wir unsere Sprache anpassen, um wirklich alle anzusprechen?

Das prominenteste Beispiel dafür ist das Gendersternchen. Das wird zwischen einem männlichen Wort und einer weiblichen Wortendung eingefügt. Wenn es um junge Menschen an einer Hochschule geht, dann sind das also Student*innen. Das Sternchen wird im Alltag nicht mitgesprochen, sondern durch eine kurze Sprechpause zwischen dem ersten und zweiten Wortteil ersetzt. Anstatt des Sternchens kann auch ein Unterstrich („Gender_Gap“) oder ein Punkt benutzt werden.

Alternativen zum Gendersternchen

Online wird häufig ein Doppelpunkt benutzt. Der hat den Vorteil, dass er barrierefrei gendert. Vor allem blinde oder sehbehinderte Menschen profitieren davon. Die meisten Screenreader, also Softwares, die den Text auf einer Internetseite vorlesen können, lassen beim Doppelpunkt automatisch eine Pause. Sternchen oder Punkt hingegen werden oft also solche vorgelesen.

Wem das zu kompliziert ist, der kann auf jegliche Zwischenzeichen verzichten. Das funktioniert mit geschlechtsneutralen Formulierungen. Dabei kommen vor allem Partizipien zum Einsatz. Die sind vielen noch aus dem Schulunterricht bekannt. Sie verbinden Verben mit Adjektiven. Das Partizip Präsens von studieren lautet studierend. Daraus werden die Studierenden.

Gendern – die Sprache der Zukunft?

Bei so vielen Möglichkeiten der gendergerechten Sprache kann es nicht eine einzige richtige Variante geben. Vielmehr kommt es darauf an, dass wir sensibel mit der Sprache umgehen und alle Geschlechter mit einbeziehen. Unsere Sprache hat sich schon immer entwickelt und verändert. Niemand kann sagen, wie die deutsche Sprache in einigen Jahren aussehen und sich anhören wird. Indem wir gendern, können wir aber einen wichtigen Beitrag für mehr Toleranz leisten.

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Autor: Florian Pflieger