Man sieht zwei Hände, die ein Herz vor einem blauen Himmel bilden. An den Handgelenken befinden sich Schweißbänder in Regenbogenfarben.

Wir klären auf!

Was ist mein Geschlecht, was ist meine Identität?

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Die Meinung, dass es nur zwei mögliche Geschlechter gibt, ist total veraltet. Genauso wie die Vorstellung, dass es ein „starkes und ein schwaches“ Geschlecht gibt. Natürlich gibt es rein biologisch gesehen Unterschiede zwischen Mann und Frau, aber wie sieht das denn gesellschaftlich aus? Muss ich als Mann immer stark sein oder darf ich auch Gefühle zeigen? Müssen Frauen immer lange Haare und Kleider tragen oder ist eine Jeans auch okay? In diesem Artikel erklären wir die biologischen Unterschiede zwischen Mann und Frau, die Geschlechtsidentität und was sich hinter Begriffen wie „nicht-binär“ verbirgt.

Unterschiede der Evolution

Der größte biologische Unterschied zwischen Mann und Frau ist meistens schon auf den ersten Blick erkennbar, nämlich die Körperform. Das männliche Skelett und die Knochenstruktur sind robuster als das weibliche. Der Grund dafür liegt in der Evolution von uns Menschen. Männer mussten früher zum Beispiel jagen, Mammuts erlegen, sich verteidigen und weite Strecken zurücklegen. Deshalb ist der männliche Körperaufbau muskulöser als der weibliche. Auch die Durchblutung spielt eine Rolle. Bei Männern sind beispielsweise die Arme und Beine viel besser durchblutet als bei Frauen – eben weil sie laufen, jagen und kämpfen mussten. Heute findet man Mammuts eher selten, damals standen sie auf jedem Speiseplan.

Frauen dagegen haben ein breiteres Becken und flexible Beckenknochen. Wofür? Richtig! Für die Geburt. Da verschieben sich die Beckenknochen um einige Zentimeter. Wären die Knochen starr, wären Geburten unmöglich und wir Menschen vermutlich schon sehr lange ausgestorben. Auch hier ist die Durchblutung des Körpers anders verteilt. Sie konzentriert sich auf die Körpermitte, um bei einer Schwangerschaft das Baby warm zu halten. Fun Fact: Das ist auch der Grund, warum Frauen öfter kalte Füße haben.

Evolution hin oder her, wie sieht das gesellschaftlich aus?

Gesellschaftlich ist zwischen beiden Geschlechtern leider immer noch ein großer Unterschied. Zum Beispiel wird alles, was pink ist, immer gleich als feminin abgestempelt, was natürlich Unsinn ist. Auch Jungs und Männer dürfen Pink schön finden. Ein weiteres Beispiel sind Autos: Die werden immer als Männerspielzeug abgetan, dabei gibt es haufenweise Frauen, die sich für Autos interessieren, egal, ob es ums Reparieren, Tunen oder Fahren geht. Das sind natürlich nur zwei Beispiele von unzähligen, die es gibt. So auch das Aussehen, die Klamotten oder die Frisur: Ich trage lange Haare, bin aber ein Mann. Mir fällt in erster Linie selbst auf, wie „komisch“ manche Leute darauf reagieren. Vor allem von der älteren Gesellschaft ernte ich meistens skeptische, verwirrte Blicke. Heute ist das ganz normal, aber früher war es einfach nicht üblich, einen Mann mit langen Haaren zu sehen. Das ist der Fortschritt der Zeit und ich bin froh, dass heutzutage jeder so sein darf, wie er möchte. Vielleicht habe ich morgen Lust, ein Kleid anzuziehen, wer weiß das schon?

Mann, Frau oder Divers?

Bisher waren das alles biologische und gesellschaftliche Unterschiede, aber was bedeutet denn „divers“? Divers, oder auch intergeschlechtlich, bedeutet, dass ein Mensch mit Merkmalen beider Geschlechter zur Welt gekommen ist. Zum Beispiel mit Hoden und Vagina. Früher mussten die Eltern des Neugeborenen nach der Geburt entscheiden, welches Geschlecht ihr Kind eingetragen bekommt. Seit 2018 gibt es zur Auswahl auch divers. Später, wenn das Kind alt genug ist, kann es sich selbst entscheiden, welchem Geschlecht es sich angehörig fühlt. Das Kind kann aber auch weiterhin divers eingetragen lassen. Damit diesen Menschen kein Nachteil in irgendeiner Form entsteht, gibt es auf Formularen beispielsweise immer den Vermerk „Männlich/Weiblich/Divers“.

Was ist meine Geschlechtsidentität?

Hinter dem Wort Geschlechtsidentität versteckt sich ganz einfach nur, wie du dich fühlst. Wenn du zum Beispiel als Mann geboren wurdest, dich aber wie eine Frau fühlst, ist deine Geschlechtsidentität weiblich, weil du dich mit dem weiblichen Geschlecht identifizierst. „Trans“ bedeutet, dass deine Geschlechtsidentität nicht mit deinem angeborenen Geschlecht übereinstimmt. Der Begriff „Cis“ dagegen beschreibt die Übereinstimmung von deiner Geschlechtsidentität und dem Geschlecht, mit dem du geboren wurdest. Sowohl „Cis“ als auch „Trans“ haben aber nichts mit deiner sexuellen Orientierung oder deinem Kleidungsstil zu tun. Du kannst dich beispielsweise auch als „Cis-Mann“ wie eine Frau anziehen und eben ein Kleid tragen.

Bin ich binär oder nicht-binär?

Nicht-binär ist ein Oberbegriff und bedeutet, dass du dich nicht in das traditionelle Geschlechtersystem mit Mann und Frau einordnen kannst oder willst. Im Englischen gibt es dafür auch den Begriff „genderqueer“. Die nicht-binäre Geschlechtsidentität steht aber in keinem Zusammenhang mit deinem biologischem Geschlecht oder deinen Geschlechtsmerkmalen. Nicht alle Menschen, die sich nicht mit ihrem biologischem Geschlecht identifizieren, sind nicht-binär.

Abschließende Worte

Zum Schluss möchte ich dir sagen, du musst dich nicht verstecken. Wenn du dich nicht so fühlst, wie die Gesellschaft dir vorgibt, dass du dich zu fühlen hast, dann tu es nicht. Sei frei, sei du selbst! Egal, was du anziehst, egal, was du schön findest, egal, wie du dich gibst – was zählt, ist der Mensch, der du bist. Und bedenke, das Schönste, was du tragen kannst, ist ohnehin ein Lächeln!

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Autor: Marc Pöperny