Das Foto zeigt einen schwarzen Jugendlichen mit Kapuze und Rucksack.

Auswirkungen der Pandemie

Studie zu jungen, wohnungslosen Menschen

/ / Foto: Shutterstock/SpeedKingz

Eingesperrt unter dem eigenen Dach, das Fenster als einziger Ausblick in die Welt. Isolation und Einsamkeit waren für einige während der Pandemie Alltag. Besonders die Schnittmenge aus jungen und wohnungslosen Menschen waren stark von den Auswirkungen der Pandemie betroffen.

Forschungsprojekt „Vulnerable Youth“

Das Forschungsprojekt „Vulnerable Youth“ hat sich mit den Umständen junger wohnungslosen Menschen während der Pandemie befasst. Für die Studie wurden junge und wohnungslose Menschen ausgesucht, da sie bereits individuell eine gefährdete soziale Gruppe sind. Die Schnittmenge aus beiden ist deswegen besonders stark von sozialer Ausgrenzung bedroht. Dies wird auch als intersektionale Diskriminierung bezeichnet.

Die TH-Nürnberg hat das Projekt in Zusammenarbeit mit Universitäten aus zwei weiteren Wohlfahrtstaaten durchgeführt: mit der University of Central Lancashire in Großbritannien und dem University College Copenhagen in Dänemark. Das Besondere an den drei Ländern ist, dass sie jeweils eine andere Form des Wohlfahrtsstaates darstellen. Deutschland als konservativer Wohlfahrtsstaat, Dänemark als sozialdemokratischer und Großbritannien als liberaler.

Das Ziel des Projekts war es herauszufinden, wie sich Pandemien auf das soziale Umfeld der Untersuchten auswirkt: zum Beispiel in Form von sozialen Unterkünften, Freizeitaktivitäten und Betreuung. Hierfür wurden die Maßnahmen des jeweils eigenen Landes und der sozialen Einrichtungen sowie Gefühle der Jugendlichen untersucht.

Was wurde festgestellt?

Die Sozialwissenschaftler*innen der Unis haben beim Projekt Einiges feststellen können. Die Regierungen haben sich bei Corona-Maßnahmen zu stark auf die körperliche Gesundheit konzentriert und die psychische vernachlässigt.

Den zu starken Fokus auf die physische Gesundheit hatten die Länder auch gemeinsam. Allgemein unterschieden sich die national-politischen Reaktionen auf die Pandemie zwischen den Ländern weniger als gedacht. Also hatten die unterschiedlichen Typen von Wohlfahrtstaaten weniger Einfluss auf das Umfeld von jungen wohnungslosen Menschen als erwartet. 

Besonders die Umstände von Randgruppen wurden hierbei ignoriert. Dazu zählen Aussagen wie „Man soll zu Hause bleiben“, was für Einige einfach nicht möglich war. Während der Pandemie wurden mehr Wohnunterkünfte für Obdachlose eröffnet. Diese waren aber leider nur vorübergehend und sind vermehrt wieder weggefallen. Jedoch hat diese temporäre Maßnahme die positiven Auswirkungen von mehr sozialen Unterkünften deutlich gemacht.

Viele der wohnungslosen Jugendlichen haben sich stark isoliert und einsam gefühlt, da der soziale Kontakt mit Freund*innen und Sozialarbeiter*innen nicht verfügbar war. Das Ausfallen der Freizeitangebote wie Handwerks- und Bastelworkshops war auch verheerend. Besonders für diese Gruppe sind die Veranstaltungen wichtig, da ihnen dort ein sicherer Raum geboten wird. Außerhalb davon werden sie oft mit Verständnislosigkeit und Abneigung konfrontiert.

Wie wurde reagiert?

Die Angestellten der sozialen Einrichtungen waren durch die Corona-Regelungen starken Herausforderungen ausgesetzt. Viele mussten sich neue Ideen einfallen lassen, um weiterhin den nötigen Kontakt zu den jungen Wohnungslosen zu pflegen. Umstellungen waren beispielsweise Online- und Telefongespräche sowie das Einpacken und Mitnehmen des gemeinsamen Mittagessens.

Trotzdem haben viele der Mitarbeiter*innen dies als nicht ausreichende emotionale Unterstützung gesehen. So kam es dazu, dass manche die Corona-Regelungen nicht eingehalten haben, um zum Beispiel junge, wohnungslose Menschen in den sozialen Unterkünften zu umarmen. Die Fachkräfte fühlten sich sowohl voneinander separiert als auch generell von ihrer Arbeit und den wohnungslosen jungen Menschen sehr distanziert. Die Pandemie hat also auch die Arbeit der Sozialarbeiter*innen stark erschwert.

Wie können wir helfen?

Das Foto zeigt eine Helferin, die Suppe an Bedürftige und Obdachlose verteilt.
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, sich ehrenamtlich zu engagieren. Foto: Shutterstock/Ground Pictures

In der Ökumenischen Wärmestube in Nürnberg wird wohnungslosen Menschen ein Tagesaufenthalt geboten. Dort bekommen sie Mahlzeiten und können Klamotten waschen sowie neue erhalten. Auf der Seite der Stadtmission Nürnberg könnt ihr euch als ehrenamtliche Hilfe in der Küche melden. Auch Spenden sind ein Weg zu helfen. Zum Beispiel sammelt der Heinzelmännchen für OHA e.V Klamotten, Lebensmittel und Geldspenden, die an wohnungslose Menschen verteilt werden.

Autor: Leonardo Garcia

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