Das Kickboxteam Kainer e.V. - Franken Fighters aus Adelsdorf hat 2018 beim Offenen Bayernpokal teilgenommen.

Hinter den Kulissen

Der Offene Bayernpokal im Kickboxen

/ / Foto: Kickboxteam Kainer

Wie sehr man als Zuschauer bei einem Boxkampf mitfiebert, wissen wir spätestens seit den „Rocky“-Filmen. Wie es aber ist, selbst im Ring zu stehen, erzählt euch Lisa. Sie trat 2018 beim Offenen Bayernpokal im Kickboxen an.

In diesem Jahr mussten viele sportliche Wettkämpfe ausfallen. Sowohl große Sportereignisse, wie die Europameisterschaft, als auch kleinere Meisterschaften, wie Bayerische Meisterschaften, mussten auf nächstes Jahr verschoben werden.

Ich nahm allerdings schon 2018 beim Offenen Bayernpokal im Kickboxen teil. Damals war ich Newcomerin, da ich nur wenig Kampferfahrung hatte.

Mein Weg zum Kampfsport

Angefangen mit dem Kickboxen habe ich im Alter von 15 Jahren. Bevor ich das Kickboxen für mich entdeckt habe, probierte ich mich durch alle möglichen Sportarten, um das Richtige für mich zu finden. Zum Beispiel habe ich ein Zumba-Stunde besucht und bin kläglich gescheitert. Danach probierte ich es mit Squash, aber die Trainingshalle war zu weit entfernt. Als ich dann nach einem Probetraining im Fitnessstudio feststellte, dass das auch nichts für mich ist, beschloss ich mit einer Freundin, mal etwas ganz anderes auszuprobieren. Eine Woche drauf gingen wir zum Probetraining in einen Kickboxverein.

Dort fühlte ich mich dann direkt wohl und merkte, dass mir Kampfsport viel Spaß macht. Es war super für meine Koordination, für meine Kondition und für die Fitness. Ich stieg langsam ein und verbrachte einige Jahre damit, Techniken zu lernen und zu verinnerlichen.

An einem Abend fragte mich mein Trainer nach dem Sport dann, ob ich mir vorstellen könnte, selber in den Ring zu steigen. Erst war ich etwas verunsichert, ob ich gut genug dafür sei, aber nach längerem Nachdenken, wollte ich es versuchen. Dann ging es los.

Die Vorbereitung

Das Training für den Ringkampf nennt sich „Sparring“. Bei meinem ersten Sparring war ich erst mal sehr überfordert. Klar, ich kannte die meisten der Techniken, aber die Abfolgen waren so viel schneller als beim normalen Training. Doch nach und nach verfestigten sich die Abläufe immer mehr.

Dann ging es in die Wettkampfvorbereitung. Mein erstes Duell war bei einer kleinen Vereinsmeisterschaft. Es diente mehr der Übung, aber aufgeregt war ich trotzdem. Am Ende konnte ich den Kampf gewinnen und erlangte dadurch etwas Selbstvertrauen.

Danach begann ich mit der Vorbereitung für den Offenen Bayernpokal im Kickboxen. Der Pokal ist „offen“, weil man sich vorher nicht qualifizieren muss. Da ich noch nicht mehr als drei Kämpfe gemeistert hatte, trat ich in der Kategorie „Newcomer“ im Leichtkontakt an.

Trotzdem wollte ich die Konkurrenz auf keinen Fall unterschätzen. Zweimal wöchentlich ging ich zum Techniktraining, zweimal zum Sparring und ein- oder zweimal trainierte ich meine Ausdauer beim Joggen. Das zog ich dann zwei Monate durch.

Der Wettkampf

Dann war der große Tag endlich da. Mit anderen Wettkämpfer*innen stieg ich morgens zusammen ins Auto nach Coburg. Als wir dort ankamen, mussten wir uns wiegen lassen. Meine Gewichtsklasse war nach oben offen. Es gab also kein bestimmtes Gewicht, das ich nicht überschreiten dürfte. Deshalb machte ich mir darum keine Gedanken. Andere mussten wegen ein paar Gramm zittern. Wer noch zu schwer war, ging noch einmal kurz Seilspringen, um etwas Gewicht „wegzuschwitzen“.

Für mich war das aber relativ schnell erledigt. Dann hieß es erst mal warten, denn zuerst waren Kinder und Jugendliche dran. Ich war damals 19 Jahre alt und zählte zu den Erwachsenen. Um zehn Uhr gingen die Kämpfe los und um 18 Uhr war ich erst dran.

Kurz vor meinem Kampf ging ich dann in einen Vorbereitungsraum und wärmte mich auf. Ein Coach übte nochmal einige Techniken mit mir und auf einmal war es so weit. Ich wusste nicht genau, ob mein Puls vom Aufwärmen oder vor Aufregung so hoch war. Meine Gegnerin war etwas kleiner als ich. Ich musste also meine Reichweite möglichst geschickt nutzen und sie so gut es ging auf Distanz halten. Das gelang mir ganz gut – ich konnte den Kampf für mich entscheiden.

Danach hatte ich etwa sechs Minuten Pause. Ich versuchte, mich etwas zu beruhigen und meinen Puls zu senken. Das gelang mir mehr schlecht als recht. Meine zweite Gegnerin war etwa so groß wie ich. Bereits in den ersten Sekunden des Kampfes schaffte sie es, einen Kick zwischen meiner Deckung zu platzieren und meinen Bauch zu treffen. Ich schnappte nach Luft. Der Wettkampfrichter begann, mich anzuzählen, aber ich hob die Hände wieder. Im weiteren Verlauf merkte ich, dass sie mir stark überlegen war. Nach der zweiten Runde musste ich den Kampf abbrechen, weil mir mittlerweile sehr schwindelig war.

Nach dem Kampf unterhielten wir uns gut. Sie war sehr nett und entschuldigte sich sogar für den harten Treffer. Als sie erzählte, dass sie schon im Kindesalter mit dem Kampfsport angefangen hatte, war mir klar, dass sie völlig verdient gewonnen hatte.

Und wie ging es weiter?

Nach der Bayerischen Meisterschaft trainierte ich weiter, ging aber nicht mehr auf Wettkämpfe, da ich bald mein Abitur machte. Danach begann ich mit dem Studium und zog um. Zum Training kam ich trotzdem noch ab und zu. Dieses Jahr meldete ich mich dann endgültig ab. Ich war auch noch auf der Suche nach einem neuen Verein, der in der Nähe meines jetzigen Wohnorts ist. Dann kam allerdings Covid-19 dazwischen und jetzt warte ich, wie so viele andere, erstmal ab.

Ob die nächste Bayerische Meisterschaft im Februar stattfindet, ist noch nicht klar. Informationen zum Offenen Bayernpokal gibt es auf der Internetseite des Landesverbandes für Kickboxen.

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Autorin: Lisa-Marie Wala