Das Albumcover "Shelter" von Alice Phoebe Lou ist ein schwarz-weißes Bild. Es zeigt am linken Rand einen nackten Menschen von hinten. Ansonsten sind noch weiße Sprenkel zu sehen.

Album der Woche

„Shelter“ von Alice Phoebe Lou

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Verträumte Melodien und poetische Texte. Alice Phoebe Lou ist genau dafür bekannt. Diesen Eigenschaften ist auch ihr neues Album „Shelter“ treu geblieben. Die 30-Jährige besticht mit Simplizität, unkompliziert gleitet sie durch die Zeilen. Ihr Stil ist einzigartig, die Grenzen der Genres verwischen und verfließen ineinander. Man kann sich einfach treiben lassen – und wird sich über kurz oder lang in verzückter Leichtigkeit wiederfinden, während man tagträumerisch die Melodien bewundert.

In unserem Album der Woche behandelt Alice Phoebe Lou verschiedenste Probleme und Missverständnisse vor allem auf der zwischenmenschlichen Ebene. In eine Stilrichtung lässt sie sich nur schwer einordnen, irgendwo zwischen Jazz, Folk und Pop können wir sie verorten. Die Künstlerin, die sich zeitweise als Feuertänzerin über Wasser gehalten hat, bleibt nicht nur ihrem eigenen Musikstil treu, sondern auch sich selbst.

EINE KAMPFANSAGE UND EIN TÜRÖFFNER

Ihr Titelsong „Shelter“ sticht besonders heraus. Der Text ist eine Kampfansage an gesellschaftliche Zwänge und eine Hommage an die Freiheit. Zum Beispiel singt sie, dass sie keine Lust mehr hat, nach der Pfeife von anderen zu tanzen. Man merkt, dass sie es nicht nur so da hergesagt. Vielmehr scheinen die Texte keine Aufforderungen, sondern tiefe Überzeugungen von Alice Phoebe Lou zu sein.

„Open My Door“ heißt das zweite Zugpferd des Albums, in dem Lou ein Problem der heutigen Gesellschaft besingt. Sie öffnet allen Menschen die Tür, die Sicherheit spüren wollen. Dennoch verweist sie auch darauf, dass man nicht nur auf andere achten muss, sondern auch auf sich selbst.

„HAMMER“ – DER NAME IST PROGRAMM

Bei „Hammer“ gleicht der Name unserer Einschätzung über den Song. Besonders besticht die 29-Jährige mit ihren lyrisch hochwertigen Texten. Dieses Mal geht es um die Verbundenheit zweier Menschen und um Mauern im Kopf, welche man selbst erbaut hat. Sie verweist darauf, dass manchmal auch andere Menschen nötig sind, um einen sprichwörtlich über diese Mauer blicken zu lassen.

In „Louse My Head“ interpretiert Lou ihren eigenen Sound neu. Obwohl sie ihrer verträumten Linie treu bleibt, webt sie hier schnellere, antreibende Passagen ein. Dieses Element findet sich auch auf der Textebene wider. So fordert sie immer wieder dazu auf, Chancen, die sich ergeben, wahrzunehmen. Teilweise wirkt sie fast wie eine Freundin, die uns wünscht, wirklich zu leben.

Der Song „Lately“ handelt von Zwängen und Gedanken innerhalb einer Beziehung. Mit ruhigem Rhythmus und jazzigem Flow erklärt Lou, wie gerne sie manchmal einfach die Wahrheit hören möchte. Sie fordert dazu auf, mit offenen Karten zu spielen, und auch unschöne Wahrheiten zu kommunizieren.

DAS IST ALICE PHOEBE LOU

Geboren und aufgewachsen ist Alice Phoebe Lou in Südafrika. Schon früh musste ihr klar geworden sein, dass sie Künstlerin werden will. Nach mehreren Kurzaufenthalten in Europa ist sie mit 20 Jahren fest nach Berlin gezogen. Seitdem ist sie dort als Straßenkünstlerin unterwegs – trotz großen Erfolgen in der Musikwelt. Sie ist gegen die Kommerzialisierung ihrer Musik und hat deshalb sogar einen Plattenvertrag abgelehnt. Aus demselben Grund lehnte sie es ab, James Blunt als Vorsängerin auf seiner Europatournee zu begleiten.

LUST AUF MEHR?

Alice Phoebe Lou ist bald auf Tour. Falls ihr also Lust habt, in ihre Welt einzutauchen: Zwischen dem 25. und 27. Oktober tritt Lou in Köln, Frankfurt und München auf.

Unsere weiteren Alben der Woche findet ihr hier.

Autor: Frederick Rothfuß