Das Albumcover "Living In A Haze" von Milky Chance ist eine Collage aus verschiedenen Dingen wie Lampenschirmen, einem Peace-Zeichen, Kissen, einem Hund, Blumen und vielem mehr.

Album der Woche

Milky Chance mit „Living In A Haze“

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Kein Plan nach dem Abi, also erst mal einen Song schreiben, ihn im Elternhaus aufnehmen und dann online stellen. Plötzlich geht er durch die Decke. Das ist die Geschichte von Milky Chance und ihrem Song „Stolen Dance“. Jetzt, zehn Jahre nach ihrem ersten Hit, ist ihre vierte Studioplatte „Living In A Haze“ herausgekommen – unser Album der Woche.

Milky Chance sind die erste deutsche Band, die mit einem Song die Eine-Milliarde-Streams-Marke auf Spotify geknackt haben. Inzwischen wurde „Stolen Dance“ sogar mehr als 1,2 Milliarden Mal angehört. Angefangen hat alles im Elternhaus in Kassel, als Clemens Rehbein mit der Gitarre „Stolen Dance“ komponiert und an seinen Freund Philipp Dausch geschickt hat. Dieser hat das Lied mit elektronischen Beats unterlegt und der Welthit „Stolen Dance“ war geboren. Etwa ein Jahr später haben die beiden ihr Debütalbum „Sadnecessary“ herausgebracht, das sofort in den Charts gelandet ist. Rehbein und Dausch haben gemeinsam die Songs geschrieben, alle Instrumente selbst eingespielt und in Eigenregie die Lieder produziert. Wenig später ist ihr Kumpel Antonio Greger dazu gestoßen. 2017 hat der Schlagzeuger Sebastian Schmidt die Band komplettiert.

Unterschiedliche Stile

Nach „Stolen Dance“ schaffte es Milky Chance in den folgenden Jahren mit drei weiteren Songs in die Charts. Erst fünf Jahre später sollte das wieder mit einem Lied klappen. Mit „Colorado“ sorgen sie im Juni 2021 für einen Sommerhit. Obwohl der Song bereits auf der Platte „Trip Tape“ zu finden war, haben sich Milky Chance entschieden, ihn nochmal auf „Living In A Haze“ zu packen.

„Ich glaube, wir kennen alle das Gefühl, wenn es im Leben ein bisschen zu viel wird, wenn man einfach überwältigt ist und man einfach mal rauskommen muss. Darum geht’s in ‚Colorado‘. Mit seinen Freunden eine gute Nacht zu haben und der Realität für einen Moment zu entfliehen.“

– Clemens Rehbein

Mit „Colorado“ sind sich Milky Chance treu geblieben und bieten auf ihrem neuen Album den gewohnten Sound. Aber es sind auch Lieder dabei, die viele von uns nicht gleich mit Milky Chance verbinden würden. Laut Sänger und Gitarrist Clemens Rehbein hat sich bei dem Album die ganze Band eingebracht:

„Wir haben wirklich die ganze Bandbreite an dem, was wir als Musiker und auch Konsumenten sind. Wir hören sehr viel unterschiedliche Musik und lassen uns gerne von den unterschiedlichsten Stilen beeinflussen und inspirieren. Ich glaube, das hört man auf dem Album ganz gut.“

– Clemens Rehbein

Album mit Weltschmerz

Ein Song, der beispielsweise anders klingt als wir es gewohnt sind, ist „Frequency Of Love“. Er ist reduzierter und ruhig. Auch wenn sich der Sound teilweise verändert hat, so ist der Prozess doch gleich geblieben:

„Unser Writing hat sich bestimmt geändert, also entwickelt, weil wir uns als Menschen und Musiker entwickelt haben. Aber es ist nicht so, dass wir grundsätzlich anders rangehen. Es passiert immer noch sehr intuitiv, sehr im Moment, wenig bis gar kein Konzept. So haben wir früher schon Musik gemacht und so machen wir es auch heute noch.“

– Clemens Rehbein

Auch Bandkollege Philipp Dausch findet, dass sich die Band weiter entwickelt hat. In der Doku „Two High School Friends Making Music“ vom Hessischen Rundfunk erzählt er, dass sie früher viel über sich selbst und ihre Gefühle gesungen haben. Das Album „Living In A Haze“ sei weltschmerzlicher. Mit dem Titelsong können sich beispielsweise viele identifizieren:

„Der Song beschreibt die Sehnsucht, den ganzen Schmerz, die ganze Last und den ganzen Stress abzuschütteln, sich davon freizumachen und das alles wegzutanzen. Eine Nacht, mal nur mit sich und seinem Körper zu sein und das zu spüren. Sich frei zu fühlen.“

– Clemens Rehbein

Hits und internationale Kollaborationen

„Living In A Haze“ ist nach „Colorado“ der zweite Song vom Album, der in den deutschen Charts gelandet ist. Aber Milky Chance sind nicht nur in Deutschland erfolgreich, sondern auch in anderen Ländern wie den USA, Kanada oder Neuseeland:

„Es gibt noch viele, die wirklich sehr darüber überrascht sind, dass wir aus Deutschland kommen. Aber manche haben es auch auf dem Schirm. Vielleicht fifty-fifty oder so.“

– Clemens Rehbein

Dass sie international erfolgreich und bekannt sind, zeigen auch die Kollaborationen auf dem Album „Living In A Haze“. Mit Fatoumata Diawara haben sich Milky Chance eine malische Sängerin für ihren Song „Flicker In The Dark“ geschnappt. „History Of Yesterday“ ist ein Duett mit der kanadischen Musikerin Charlotte Cardin.

Bei Songs wie „Colorado“ oder „Living In A Haze“ beschreiben Milky Chance Gefühle, die viele von uns kennen. Auch „Golden“ ist so ein Lied. Es ist eine Hommage an die Jugend von Milky Chance. Als die Jungs den Song geschrieben haben, war es ein goldener Tag in Berlin. Das hat sie nostalgisch gestimmt. Das Lied erinnert an die goldene Zeit im Leben, wenn wir ganz viele Dinge zum ersten Mal erleben.

Auf dem Album „Living In A Haze“ gibt es Hits, Ohrwürmer, aber auch ruhige Lieder. Zugleich bietet es einen bunten Mix aus unterschiedlichen Musikstilen und Sounds.

Seit Juni sind Milky Chance auf großer USA- und Kanada-Tour. Noch bis Ende August treten sie dort auf. In Deutschland und Europa geben sie dieses Jahr keine Konzerte. Eine Chance, sie live zu erleben, habt ihr aber beim Glücksgefühle Festival auf dem Hockenheim-Ring im September.

Unsere weiteren Alben der Woche findet ihr hier.