Das Albumcover "The Green Machine" von Fiddler's Green zeigt eine Figur, die vielen Instrumenten und Geräten besteht. Sie steht in einer grünen Landschaft.

Album der Woche

Fiddler’s Green mit „The Green Machine“

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Bereits Anfang des Jahres hat die Speedfolk-Band Fiddler’s Green mit ihrem neuen Album „The Green Machine“ ihren bisher größten Erfolg erzielt. Zum ersten Mal in der Bandgeschichte haben sie Platz fünf der deutschen Album-Charts erreicht – und das völlig zu Recht.

Seemannsparadies

Nach der irischen Seemanns-Folklore des 19. Jahrhunderts betreten Seeleute, die mehr als 50 Jahre im Dienst waren, nach ihrem Tod ein Paradies – das Fiddler’s Green. Dort gibt es ewige Heiterkeit, eine ständig spielende Geige und nie müde werdende Tänzer*innen. Nach diesem Weltbild hat sich auch die Band aus Erlangen benannt. Schon seit 1990 begeistern Fiddler’s Green ein immer größer werdendes Publikum mit dem Genre, das sie selbst als „Speedfolk“ bezeichnen. Diese Musikrichtung vereint Elemente aus Folk, Ska, Punk, Reggae und Rock.

Bereits vor 34 Jahren konnte die Band – damals noch zu viert – den zweiten Platz beim Erlanger Newcomer-Festival belegen. Gleich zwei Jahre später ist das selbstbetitelte Debütalbum erschienen. Mittlerweile hat das Sextett mit „The Green Machine“ schon sein 15. Studioalbum veröffentlicht. Neben einem Live-, Cover- und Weihnachtsalbum gibt es somit nun zum ersten Mal seit vier Jahren ganze zwölf neue Speedfolk-Songs. Und die können sich sehen lassen: Bereits in der ersten Woche der deutschen Album-Charts 2024 konnte „The Green Machine“ den fünften Platz belegen. Das ist ein neuer Rekord für Fiddler’s Green.

Alkohol!

Eröffnet wird das Album durch den Song „Shanghaied In Portsmouth“. Das Lied bezieht sich auf die jahrhundertealte und etwas fragwürdige Tradition des „Schanghaien“. Das steht für das gewaltsame Rekrutieren von Matrosen auf ein Schiff. Im Musikvideo zum Song entführt ein hinterlistiger Koch, der von Simon Erichsen (Mr. Hurley und die Pulveraffen) gespielt wird, die Band auf sein Segelschiff. Er gibt sich zunächst als Frau aus und macht die Mitglieder von Fiddler’s Green betrunken. Im Anschluss zwingt er sie zur Arbeit auf seinem Schiff.

Auch wenn das Trinken von zu viel Alkohol in diesem Fall negative Auswirkungen hatte, ist ein Barbesuch laut der Band nichts Falsches. Entgegen von zweifelhaften Erfolgsversprechen kann man sich auf die Wirkung von Alkohol nämlich garantiert verlassen. Laut „A Good Old Irish Bar“ ist die beste Entscheidung deshalb ein Drink in einer guten alten irischen Bar. Das gilt auch, wenn man eigentlich gar kein großer Fan des Trinkens ist. „I Don’t Like Alcohol“ beschreibt das Gefühl, dass man Alkohol gar nicht mag, aber trotzdem keine andere Wahl hat. Wahrscheinlich ist es aber doch besser, wenn man die Finger vom Glas lässt. Am nächsten Tag ist man dann doch wieder voller Schmerzen, ohne jegliche Erinnerung und muss letztendlich mit dem „Hangover“ klar kommen.

Tradition – nur ein bisschen anders…

Typisch für die Band beinhaltet das Album auch einige traditionelle irische Volkslieder in einer Speedfolk-Variante. Unter anderem „The Rattlin‘ Bog“. Das Lied handelt von einem Moor in einem Tal und ist als Zählreim aufgebaut. Das bedeutet, dass in jeder Strophe ein weiteres Detail zur Geschichte hinzugefügt wird. Am Ende des Lieds steht somit im Moor ein Baum, an dessen Ast ein Vogel mit Ei in einem Nest sitzt:

In that egg there was a bird,
A rare bird and a rattlin‘ bird,
And the bird on the egg,
And the egg on the bird,
And the bird in the nest,
And the nest on the limb,
And the limb on the branch,
And the branch on the tree,
And the tree in the hole,
And the hole in the bog,
And the bog down in the valley-o.

– Letzte Strophe von „The Rattlin‘ Bog“

Noch dazu wird das Lied immer schneller, je mehr Text hinzukommt. Allerdings nicht in der Version von Fiddler’s Greens „The Bog“. Die ist nämlich schon von Anfang an schnell und lädt zum Irish Dance ein.

Ein weiteres irisches Lied, das auf dem Album uminterpretiert wird, ist das Kirchenlied „May The Road Rise To Meet You“. Jedoch hat es nur ansatzweise etwas mit dem Original zu tun. Eher ist es das komplette Gegenteil des sonst eher ruhigen Lieds. Was im Original langsam und hoffnungsvoll ist, wird in der Fiddler’s-Version „May The Road Rise Up To Meet You“ zu einem schnellen, hasserfüllten Lied.

Doch nicht nur traditionelle Lieder werden auf dem Album verarbeitet. Das Lied „Ready For The Ball“ basiert auf der Geschichte „Die Maske des Roten Todes“ von Edgar Allan Poe. Darin lädt der Prinz Prospero zu einem großen Maskenball ein. Das Problem ist allerdings, dass die Seuche des roten Todes das Land verwüstet und knapp die Hälfte aller Untertanen ihr bereits zum Opfer gefallen sind. Sieben bunt dekorierte Räume tragen zu einer ausgelassenen Atmosphäre bei – bis der rote Tod pünktlich um Mitternacht erscheint und der Feier ein abruptes Ende bereitet. In „Ready For The Ball“ geht es sozusagen um die Superspreader-Party des 19. Jahrhunderts.

Fiddler’s Green auf Tour

Wie man es nicht anders von Fiddler’s Green kennt, bietet „The Green Machine“ eine bunte Mischung aus irischer Tradition mit Seemannsliedern, Trinkliedern und einer guten Portion Rock. Den persönlichen Chart-Rekord haben sich die sechs Speedfolker also redlich verdient.

Wer die Band jetzt live erleben möchte, sollte sich Karten für die anstehende „Green Machine“-Tour holen. Diese startet Ende März in der Schweiz und geht bis Mitte Mai. In Nürnberg spielt die Band am 26. April. Als Support sind The Feelgood McLouds dabei. Bereits seit 2009 veranstaltet Fiddler’s Green auch das Musikfestival „Shamrock Castle“, zunächst auf der Burgruine Waischenfeld, seit 2015 am Schloss Jägersburg. Am 12. und 13. Juli findet das hauseigene Festival auch dieses Jahr wieder statt.

Unsere weiteren Alben der Woche findet ihr hier.

Autor: Silas Urban