Das Albumcover "Es ist immer jemand wach" von Ela zeigt die Musikerin im Porträt. Sie schaut direkt in die Kamera.

Album der Woche

Ela mit „Es ist immer jemand wach“

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Die Musikerin Ela dürften die meisten von euch von der Band Elaiza kennen. Das Trio hat 2014 für Deutschland am Eurovision Song Contest mit ihrem Song „Is It Right“ teilgenommen. Vor drei Jahren hat Ela ihr erstes Solo-Album rausgebracht. Jetzt ist ihre zweite Platte „Es ist immer jemand wach“ draußen – unser Album der Woche.

Elżbieta „Ela“ Steinmetz ist 1992 in der Ukraine in eine musikalische Familie geboren worden. Ihre polnische Mutter ist Opern- und Jazzsängerin, ihr ukrainischer Vater spielte in einer Rockband. Mit acht Jahren zog Ela mit ihrer Mama ins Saarland. Schon vor ihrem Abitur arbeitete sie als Sängerin und Songwriterin in Berlin. Mit 21 Jahren nahm Ela mit ihrer Band Elaiza für Deutschland am Eurovision Song Contest teil. Obwohl das Trio nur den 18. Platz belegte, war es der Startschuss für Elas Karriere.

„Durch den ESC wurde ich auch als Komponistin und Songwriterin wahrgenommen, weil ich auch eine der Ersten beim Eurovision Song Contest war, die mit einem eigenen Song angetreten ist. Das war für mich der Startschuss und plötzlich kamen immer mehr Anfragen: ‚Hey, ich habe deine Single gehört. Wie sieht’s aus? Hättest du mal Bock, mit mir zu schreiben?‘ Oder man ist auf Festivals. Und so hat man immer mehr Leute kennengelernt und es wurde ein Prozess. So fing ich an, immer mehr zu schreiben. [Für] Michelle, Helene Fischer, Adel Tawil oder Michael Patrick Kelly.“

– Ela im Interview

Füreinander da sein

Die letzten drei Jahren waren für Ela alles andere als einfach und sie ist froh, dass immer Menschen für sie da waren. Mit dem Titel ihres zweiten Albums „Es ist immer jemand wach“ möchte sie daran erinnern, füreinander da zu sein und zusammenzuhalten:

„Ich habe das große Glück, tolle Freunde um mich zu haben und auch meine Familie, die mich – egal, wie schwer es ist – immer wieder auffangen wollen und können. Das ist nicht selbstverständlich. Das ist mir sehr bewusst und dafür bin ich sehr dankbar. Ich dachte, diese Message wäre auch ganz wichtig, nach draußen zu bringen, um den Leuten mitzugeben: ‚Du bist nicht alleine und es ist immer jemand wach.‘ Quasi der Gedanke: Wenn es kacke ist, rufe jemanden an. Es gibt immer irgendwen.“

– Ela im Interview

Diese Botschaft vermittelt Ela nicht nur mit dem Albumtitel, sondern auch mit dem Titelsong „Immer jemand wach“. Für ihr Album „Es ist immer jemand wach“ hat sich die 30-Jährige auch einige Musiker*innen für eine Zusammenarbeit geschnappt, zum Beispiel die ukrainische Rapperin Alyona Alyona oder den klassischen Pianisten Francesco Tristano.

„Mir ist es immer ganz, ganz wichtig, out of the box denken zu können und sich keine Grenzen zu setzen. Deswegen ist dieses Album auch musikalisch sehr, sehr bunt. Ich habe ein paar 80er- und HipHop-Sounds, ich habe super poppy, classy Notes. Es ist ein bisschen rockiger und elektronischer. Zumindest ist es für mich wichtig zu zeigen, wie bunt Musik ist und dass wir vielleicht keine Schubladen brauchen.“

– Ela im Interview

Ukrainische Girlpower

Dadurch, dass Ela auch Songs für andere Künstler*innen geschrieben hat und das meistens deutsche Songs waren, wurde sie selbstbewusster und hat sich getraut, für sich selbst deutsche Lieder zu schreiben und zu singen. Bei ihren eigenen Songs steckt sehr viel Biografisches drin. Gleichzeitig greift sie auch das Weltgeschehen auf:

„Ich beschäftige mich super, super viel mit der Gesellschaft und den Verhältnissen und wie sie sich entwickelt. Musikalisch natürlich, weil Kunst ist nichts anderes wie eine Reaktion auf das Geschehen in unserer Welt. Für mich ist es extrem wichtig, auch einfach Zeichen zu setzen, meine Stimme zu nutzen und zu erheben, weil ich selbst weiß, wie es ist, eine Ausländerin zu sein, nicht in eine Schublade reinzupassen oder als Frau irgendwelchen Produzenten zu erklären, warum das jetzt irgendwie funktioniert.“

– Ela im Interview

Ela hat polnisch-ukrainische Wurzeln. Bis zur zweiten Klasse hat sie in der Ukraine gelebt. Dadurch geht ihr auch der Krieg in ihrem Geburtsland nahe. Deswegen hat sie mit „Besser sein“ ein aufmunterndes Lied geschrieben.

„Mich hat [der Krieg] als Ukrainerin schon sehr belastet und ich habe wirklich lange für mich überlegt, weil ich finde, wenn man künstlerisch aktiv ist, und vor allem, wenn man eine Person des öffentlichen Lebens ist, hat man auch eine Verantwortung. Mir ist es immer wichtig, Statements und wichtige Messages den Leuten mitzugeben. Die Idee war, irgendwann wird alles wieder besser sein. Ey, wir haben gerade alle eine schwere Wolke über uns, aber irgendwann wird es wirklich besser. Ich hoffe es und wünsche es mir und irgendwann wird es auch kommen.“

– Ela im Interview

Außerdem hat sich Ela in der Vergangenheit mit den zwei ukrainischen Musikerinnen Alyona Alyona und Jerry Heil zusammengetan, um den Song „Kupala“ aufzunehmen. Alyona Alyona ist eine ukrainische Rapperin und ein Star in ihrer Heimat. Den dreien hat es so gut gefallen, dass sie jetzt für Elas Album nochmal einen neuen Song gemacht haben. In „Ablaufdatum“ wird auf Deutsch und auf Ukrainisch gesungen. Es geht in dem Lied darum, dass alles irgendwann vergeht. Ela ist aber der festen Überzeugung, dass Kunst etwas ist, was am Ende bleibt und auch Menschen inspirieren kann.

Zwischen Leben und Tod

Der Song „Zwischen den Welten“ ist bei Sarah Connor im Wohnzimmer entstanden. Ela hat Sarah ihre Lebensgeschichte erzählt. Dazu gehört auch eine besonders schwere Zeit vor vier Jahren:

„2019 war ein schweres Jahr für mich, denn in meiner Familie gab es einen Krebsfall und ich habe so viel Zeit in Krankenhäusern verbracht und parallel habe ich dann einen Major Deal bekommen und ich durfte Sarah Connor supporten. Es schwankte zwischen Leben und Tod und das war unfassbar viel. Ich glaube, das Thema Krebs ist generell für alle Menschen da draußen. Jeder hat irgendeine Verbindung dazu oder eine Erfahrung über zehntausend Ecken. Viele können sich damit identifizieren oder wissen, was es bedeutet.“

– Ela im Interview

Persönlich wird es auch im Lied „Leeres Plakat“. Bei dem Song hat Ela mit Novaa zusammengearbeitet. Novaa ist eine deutsche Sängerin, Songwriterin und Musikproduzentin. Die beiden haben schon öfter zusammengearbeitet, aber sie haben jetzt zum ersten Mal auch ein gemeinsames Lied für Elas Album gemacht:

„In dem Song geht es um eine Freundin, die mir sehr, sehr am Herzen lag, die sich aber aufgrund der ganzen Lebensumstände anfing, sehr zu verändern und oberflächlich zu werden. Es ist schließlich viel leichter, sich nur mit der Oberfläche zu befassen als darunter zu gehen. Das fand ich so schade und dann dachte ich, das ist wie ein leeres Plakat.“

– Ela im Interview

Tourabschluss in Franken

Das Album „Es ist immer jemand wach“ überzeugt nicht nur durch Elas beeindruckende Stimme und die verschiedenen Themen, sondern auch mit einer Bandbreite an unterschiedlichen Musikstilen. Die Songtexte zeigen, wie hervorragend Ela im Songwriting ist. Die Texte prägen sich auch schnell ein, sodass man gut mitsingen kann.

Wenn ihr Ela live erleben wollt, könnt ihr das am 24. Oktober tun. Die 30-Jährige tritt zum Abschluss ihrer Tour im Erlanger E-Werk auf.

Unsere weiteren Alben der Woche findet ihr hier.