Auf dem Foto ist Stefanie Dunker im Porträt zu sehen.

Nürnbergs Kulturszene während Corona

Das KUF Kulturbüro Muggenhof berichtet

/ / Foto: Kulturbüro Muggenhof

Die Pandemie hat uns bei vielem einen Strich durch die Rechnung gemacht: Geburtstagsfeiern, Konzerte und andere Events mussten entweder aufgeschoben oder abgesagt werden. Aber was lange etwas außer Acht gelassen wurde, war die Kulturszene. Wie ist es den Nürnberger Kulturzentren die Corona-Zeit über ergangen? Darüber haben wir mit Stefanie Dunker, Leiterin des KUF Kulturbüros Muggenhof, gesprochen.

Frustriert wegen Ungleichbehandlung

Hallo Frau Dunker, könnten Sie Ihre Einrichtung kurz vorstellen? Was ist das KUF Kulturbüro in Muggenhof genau?

Das Kulturbüro Muggenhof ist eine von fünf Kultureinrichtungen, die in der Kulturwerkstatt auf AEG beheimatet sind. Man kann sich unsere Einrichtung als Kulturladen vorstellen. Wir veranstalten Konzerte, Theaterstücke, Kurse, Begegnungsangebote und auch Angebote im Stadtteil.

Klingt nach einem tollen Programm. Die Veranstaltungen waren aber wahrscheinlich wegen der Kontaktreduzierung durch die Pandemie schwierig umsetzbar. Wie haben Sie sich als Kulturorganisatorin gefühlt, als es plötzlich hieß, dass Ihre Veranstaltungen nicht mehr wie gewohnt stattfinden konnten?

Ich glaube, zuerst war es ein bisschen Frust zu erleben, wie wenig Kultur als psychisches Lebensmittel anerkannt wurde und dass es so eine große Ungleichbehandlung zwischen dem Sport- und Kulturbereich gab. Darüber hinaus war es natürlich auch eine große Herausforderung, sich zu überlegen, wie wir es schaffen können, mit unserem Publikum in Kontakt zu sein, für unsere Künstler*innen weiterhin ein Partner zu sein und ihnen Auftrittsmöglichkeiten zu bieten.

Auf digitale Formate ausgewichen

Ja, der Konflikt ist sehr nachvollziehbar. Was haben Sie in Ihrer Kultureinrichtung dann getan, um Veranstaltungen auf irgendeine Art und Weise stattfinden zu lassen?

Wir haben uns relativ schnell in das Thema Online-Veranstaltungen reingearbeitet und ich denke, da sind ganz gute Formate dabei rausgekommen. Es ist nicht damit getan, einfach ein Konzert abzufilmen, sondern man muss ja auch andere Formen der Interaktion finden. Wir sind also neben dem Streaming auch viel rausgegangen. Wir haben zum Beispiel Konzerte in Hinterhöfen oder eine Walking-Band durch den Stadtteil organisiert. Da haben wir nochmal versucht, ganz viel an Corona-konformen Formaten neu zu entwickeln.

Jetzt werden digitale Formate den Besucher*innen wahrscheinlich nie exakt das bieten, was eine Live-Veranstaltung hergibt. Für manche war das Ganze bestimmt auch etwas ungewohnt. Kamen weniger oder vielleicht sogar mehr Menschen?

Ob jetzt mehr oder weniger Menschen gekommen sind, das lässt sich ganz schwer sagen. Auf der einen Seite war es ganz berührend zu erleben, wie Menschen Kultur wieder für sich entdecken. Es gab unheimlich dankbare und begeisterte Besucher*innen und Künstler*innen mit Tränen in den Augen. Wir hatten emotional sehr intensive Momente, die die Leute echt mitgenommen haben. Auf der anderen Seite gibt es auch Formate, die jetzt mehr Anlauf brauchen, weil sie einfach noch zu Recht eine höhere Hemmschwelle haben – zum Beispiel mit mehreren Leuten zu singen.

Klar, an die Corona-Maßnahmen hat man sich mittlerweile einfach schon sehr gewöhnt. Wie ist es dann momentan bei Ihnen, wie finden Ihre Veranstaltungen zurzeit statt?

Wir haben jetzt wieder Präsenzveranstaltungen und keine Online-Angebote mehr. Nachdem wir uns im Sommer mehr auf Open-Air Veranstaltungen konzentriert haben, werden wir jetzt wieder reingehen. Und gerade die Vorgaben seit dem ersten Oktober ermöglichen uns auch in den Innenräumen viel mehr als vorher, gerade was die Besucherzahlen anbelangt.

Förderprogramm „Neustart Kultur“

Es ist schön zu hören, dass jetzt langsam alles wieder normaler abläuft. Die Bundesregierung hatte letztes Jahr das Förderprogramm „Neustart Kultur“ zur finanziellen Unterstützung von Kultureinrichtungen angeboten. Bis vor kurzem lief es zum zweiten Mal. Haben Sie das Programm in Anspruch genommen?

Wir haben es auch in Anspruch genommen, um die Ausstattung und Technik für die Open-Air-Bühne herzustellen. Es war für uns eine ganz wesentliche Chance, den Künstler*innen einen ganz guten Rahmen für ihre Auftritte im Sommer zu bieten. Außerdem haben wir noch einen Antrag für die Wirtschaftlichkeitshilfe bei den Sonderfonds des Bundes für Kulturveranstaltungen gestellt. Das ist aber jetzt relativ unsicher, ob es ihn weiterhin geben wird. Also, wir haben schon versucht zu kompensieren, auch um den Künstler*innen anständige Gagen zahlen zu können.

Das Interview führte Elena Geigl.

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