Das Albumcover "Alpha Games" von Bloc Party ist schwarz mit einem roten, unförmigen Gebilde.

CD der Woche

Bloc Party mit „Alpha Games“

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Die 2000er Jahre sind für viele eine eher unbedeutende Zeit in moderner Rockgeschichte. Den Status der 1960er, -70er und -80er werden die 2000er bestimmt nie erreichen, aber diese Jahre waren trotzdem unglaublich fruchtbar. Bands wie die Arctic Monkeys oder Franz Ferdinand erlebten da nicht nur ihre persönlichen Aufbrüche, sondern haben das Genre neu erfunden. Dabei waren Bloc Party mindestens genauso wichtig.

Die Londoner Band veröffentlichte 2005 ihr bis heute gefeiertes Debütalbum „Silent Alarm“. Es ist eine Mischung aus Post Punk und Indie Rock. Mit „Banquet“ oder „Helicopter“ lieferte die Band einige der energiegeladensten Tracks ihrer Generation. Kommerziell konnten sie aber mit den bereits erwähnten Bands nicht wirklich mithalten. Was können wir jetzt sechs Jahre nach ihrem letzten Projekt erwarten?

Alpha und Beta

Der Titel des Albums „Alpha Games“ spielt auf die Verhaltensforschung von Wildtieren an, wo diese Unterteilung vorkommt. In Wirklichkeit verweist der Albumname aber auf Äußerungen der neuen Rechten, nach denen Männer in „Alpha“ und „Beta“ eingeteilt werden. Alpha-Männer sind dabei der Bewegung nach die „echten, harten Männer“, während unter Beta „verweichlichte“ Personen gemeint sind. In den Lyrics des Albums verspottet Frontman Kele Okereke dabei sehr subtil die Haltung vieler Männer in unserer Gesellschaft. Hier kritisiert er sich sogar selbst.

We be the kind that ain’t got no scruples
We be the kind that break the law

Bloc Party in „Rough Justice“

Die ersten Songs erwecken den Eindruck, Bloc Party kehren musikalisch zu ihren Anfängen zurück. Das Gitarrenspiel von Russell Lissack kombiniert mit den frenetischen Trommeln erinnert an die besten Zeiten der Band. Die Platte hat dadurch Charisma und viele Songs animieren zum Tanzen. So kommt dieses Album sicher zur richtigen Jahreszeit raus.

Allerdings dauert es nicht lange, bis die Abwesenheit von altem Drummer Matt Tong bemerkbar wird. Auch der ironische Gesangsstil nervt mit der Zeit. Vor allem, weil die „Alpha“-Attitüde manchmal so sehr gekünstelt ist, dass wir uns als Hörer:innen keine eigene Meinung bilden können.

Was ist passiert?

Hat sich die Band verändert? Ich bin mir sicher, dass dieses Album mit der alten Band-Konstellation viel überzeugender gewesen wäre. Obwohl eine Handvoll Lieder mit den besten Momenten aus ihrem ersten Album mithalten können, fehlen am Ende die interessanten Ideen. Dieses Problem hatte aber auch schon das erste Album, als die Band auf dem Höhepunkt ihrer Popularität war.

Vielleicht hat sich aber die Musik nicht verändert, sondern unser Geschmack. Das Jahr 2005 ist eben schon lange vorbei. Der Sound, den Bloc Party zusammen mit anderen Bands bekannt machte, ist längst nicht mehr im Trend. Und im Radio hört man ihn immer seltener (außer bei max neo). Vielleicht liegt es also eher an uns, dass Alben wie „Alpha Games“ nicht mehr in den Charts zu sehen sind?

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Autor: Enrique Ramos Cirujeda