Das Albumcover "Take The Sadness Out Of Saturday Night" von den Bleachers zeigt das Gesicht eines Mannes von der Seite.

CD der Woche

Bleachers mit „Take The Sadness Out Of Saturday Night“

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Glauben, Dunkelheit und Familie: Mit diesen Themen hat sich die US-amerikanische Indie-Pop-Band Bleachers um Sänger Jack Antonoff in ihrem neuen Album beschäftigt. „Take The Sadness Out Of Saturday Night“ ist ihr drittes Album und unsere CD der Woche in der 33. Kalenderwoche.

Viele Star-Musiker*innen mit dabei

Bleachers, die Band aus New York City, wurde 2014 von dem Produzenten und Songwriter Jack Antonoff gegründet. Obwohl er zu dieser Zeit noch mit seiner Band Fun unterwegs war, arbeitete der damals 30-Jährige parallel bereits an einem neuen Projekt. Fast ein ganzes Jahr lang blieb sein Vorhaben im Verborgenen, ehe Antonoff mit der Veröffentlichung der Single „I Wanna Get Better“ den Grundstein für die Band Bleachers legte. Das erste Album „Strange Desire“ ließ folglich auch nicht lange auf sich warten, inklusive anschließender Tour in Nordamerika. Das Album schaffte es sogar auf Platz elf der US-Charts. Und nach ein paar Jahren Pause folgte auch schon das nächste Album. „Gone Now“ erschien 2017. Mit dabei waren diesmal bekannte Musikerinnen wie Carly Rae Jepsen oder Lorde.

Und obwohl Leadsänger Antonoff in seinem Studio normalerweise den instrumentellen Part selbst übernimmt, unterstützt und begleitet ihn bei Konzerten eine Band. Dazu zählen der Keyboarder Evan Smith, der Gitarrist Mikey Hart und die beiden Schlagzeuger Sean Hutchinson und Mike Riddleberger.

Mit „Take The Sadness Out Of Saturday Night“ sind auf dem dritten Album der Bleachers aber auch wieder die Stimmen einiger Star-Musiker*innen zu hören. Der Song „Secret Life“ ist beispielsweise eine eher nachdenkliche Gitarrenballade. Sänger Antonoff offenbart in diesem Lied seinen Wunsch nach einem geheimen Leben. Unterstützung erfährt er dabei durch die Stimme von Lana Del Rey, deren Gesangsstimmen miteinander perfekt harmonieren.

Balladen, Folk und Rock’n’Roll

Das Album „Take The Sadness Out Of Saturday Night“ hat neben einfühlsamen Folk und langsamen Balladen aber auch klassischen Rock zu bieten. Mit der Leadsingle „Chinatown“ beginnt das Album sehr nostalgisch. Nicht nur klingt es durch die Beteiligung von Bruce Springsteen wie eine Hommage an die Rocksongs aus früheren Jahrzehnten, vielmehr ist es auch eine Geschichte über die Vergangenheit der beiden Sänger. Das Musikvideo zu „Chinatown“ erzählt dabei die Reise eines Mannes von New York City nach New Jersey. Sowohl Springsteen als auch Antonoff haben eine enge Bindung zu den Orten. Beide Musiker verbindet allerdings auch seit einigen Jahren eine innige Freundschaft.

Andere Songs beziehen sich dagegen eher auf die Gegenwart. „How Dare You Want More“ ist ein energiegeladenes Lied mit viel Backgroundgesang und Saxophontönen. Die Corona-Pandemie hatte dabei einen starken Einfluss darauf, wie der Song produziert wurde und später auf dem Album gelandet ist.

„Viele dieser Momente entstanden aus der Live-Situation, in der wir unser Album während der Pandemie produzieren mussten. Nichts davon wäre so oder in ähnlicher Weise auf dem Album gelandet, hätte es diese ganze Pandemie nicht gegeben. Da wir nicht live auftreten konnten, hat diese ganze Frustration, aber auch die Freude darüber, endlich wieder gemeinsam spielen zu dürfen, ihren Abdruck in dem Album hinterlassen. Um genau solche Momente geht es zum Beispiel auch in dem Song „How Dare You Want More“. Das war eine Live-Aufnahme von mir und Evan Smith. Mit so einem Elan und Enthusiasmus hätten wir ohne diese Pandemie definitiv nicht gespielt.“

Sänger Jack Antonoff

Zum Ende wird Antonoff nachdenklich

Mit dem Ende des Albums werden die Songs wieder nachdenklicher. In „Stop Making This Hurt“ treibt Sänger Antonoff die Frage um: Was wäre, wenn es keine Traurigkeit in unserem Leben gäbe? Wofür würde sich das Kämpfen dann noch lohnen? In dem Song macht sich Antonoff Gedanken, vor allem über die Beziehungen zu Freund*innen und zu seiner Familie. Das alles helfe ihm, sich selbst besser verstehen zu können. Es geht aber auch um schwierige Zeiten in seinem Leben. Antonoff vergleicht sich dabei mit einem Gefäß voller negativer Emotionen. Und der Liedtitel spiegelt daher einen Gedanken wider, den der 37-Jährige schon über viele Jahre hinweg in seinem Kopf mit sich trägt.

Auch der Song „What’d I Do With All This Faith“ folgt diesem Schema. Antonoff behandelt hier einerseits düstere Themen wie Dunkelheit oder Traurigkeit. Gleichzeitig widmet er sich aber auch den Möglichkeiten in einer, seiner Ansicht nach, utopischen Vorstellung: Ein Mensch voll mit positiver Energie zu sein.

„Für mich ist es hoffnungsvoll. Es geht mir in erster Linie nicht um Gott. Ich bin aber eine Person mit starkem Glauben. Manchmal habe ich deswegen das Gefühl, diesen Glauben nirgends aufbewahren zu können. Daraus entstand dann schließlich die Idee für den Song „What’d I Do With All This Faith“ und dass sich diese ganze Zuversicht und positive Energie in dir ansammelt, du für sie aber keinen Platz findest, wo du sie aufbewahren kannst. Ich habe mich selbst darauf trainiert, diesen ganzen Platz mit Dunkelheit und Traurigkeit zu füllen. Was aber wäre, wenn ich voller Hoffnung wäre? Und das ist die große Frage, die ich in diesem Album stelle.“

Sänger Jack Antonoff

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Autor: Tim Goppelt